Der erste Eintrag in die
Chronikbücher der DJK findet sich im Jahre 1919, als im Dezember der
Ausschuss und Vorstand des damaligen "Jünglingsvereins" (Vorgänger
der heutigen DJK SG Oberkessach) beschloss, über die Weihnachtszeit
eine Theateraufführung zu machen. Zur Aufführung gelangte das
historische Ritterspiel "Vom Verräter umgarnt", sowie das Luststück
"Kinorappel", wobei 22 Akteure auf der Bühne standen. Aufgeführt
wurden die Stücke am 26. und 28. Dezember 1919. Es war wohl die sehr
gute Resonanz (an allen Tagen waren die Säle prall gefüllt), welche
die Verantwortlichen dazu brachten, in den kommenden Jahren immer
wieder Theaterstücke darzubieten. Im Jahre 1920 gelang das
historische Schauspiel "Ida von Toggenburg" zur Aufführung.
Vom Erlös wurden dem Pfarrer zur Anschaffung neuer Kirchenglocken
200 Mark gespendet.
Seither spielen die Oberkessacher mit großem Erfolg Laientheater,
das im Laufe der Jahrzehnte weit über die Kreisgrenzen hinaus
Anklang fand.
Neben volkstümlichen Stücken wagte man sich auch an klassisches
Theater wie z.B. "Der Freischütz" (1930), "Der Schinderhannes"
(1953), "Kabale und Liebe" (1956), "Fuhrmann Henschel" (1975) und
viele andere.
Einzig dem nationalsozialistischem Regime gelang es, der
Theaterbegeisterung der Oberkessacher Einhalt zu gebieten - Hitler
verbot Vereine christlicher Prägung und damit auch die DJK
Oberkessach. Doch bereits 1945 standen wiederum Idealisten auf der
Bühne, um ihren Mitbürgern mit Laientheater die hinter ihnen
liegenden schrecklichen Kriegsjahre vergessen zu machen.
Wer geglaubt hatte, mit dem Aufkommen des Fernsehens und anderer
Massenmedien sei dem Laientheater der Boden des Erfolgs entzogen
worden, der sah sich -erfreulicherweise- getäuscht. Auch heute noch
wissen Jahr für Jahr einige Hundert Theaterbegeisterte aus nah und
fern das Engagement der allesamt ehrenamtlich auf der Bühne
Agierenden zu würdigen.
Zwar hat sich der Zeitgeschmack geändert, doch die Laienspieler
tragen dieser Tatsache Rechnung, und mit zumeist Luststücken
versuchen sie, ihre Besucher dem oftmals sehr ernsten Alltag zu
entreißen.
Nicht vergessen darf man hierbei auch die vielen Helfer neben und
hinter der Bühne. Seien es die Souffleusen, Maskenbildner oder
sonstigen Verantwortlichen. Es müssen Kulissen gemalt, Bühnenbilder
erstellt und Requisiten besorgt werden. Stücke müssen bereits übers
Jahr hinweg gelesen und ausgesucht werden. Eine gute Vorbereitung
erleichtert die Durchführung, und so hoffen die Verantwortlichen und
Akteure, dass ihr freiwilliges Engagement neben Schule und Beruf von
den hoffentlich zahlreichen Besuchern mit viel Applaus -der ja
bekanntlich das Brot des Laienkünstlers darstellt- bedacht wird.
Ein einschneidendes Ereignis war in 2006 die
Erkrankung des Hauptakteurs und Regisseurs Klaus Pfohe. Somit kamen
von 2004 bis 2008 nur noch 2 Stücke zur Aufführung.
In den Jahren 2009 bis 2013 fehlten die Akteure für die
Aufführungen. 2013/2014 gelang es Rüdiger Volk wieder eine Gruppe
von Laienspielern zu mobilisieren, um die Theatertradition in
Oberkessach aufleben zu lassen.
Wie es der Zufall wollte, stand in Oberkessach 2015 die
Kirchenrenovierung an und das aufgeführte Luststück "Dem Himmel sei
Dank" handelte in diesem Jahr ebenfalls von einer
Kirchenrenovierung. Der Verein unterstützte die Kirchenrenovierung
mit 1000 Euro aus den Theater-Einnahmen.
Bei der 80. Theatersaison 2016 entschloss sich die Gruppe zum
Jubiläum ein bereits 1988 aufgeführtes Theaterstück neu aufleben zu
lassen. „Die spanische Fliege“ von Franz Arnold und Ernst Bach wurde
erstmals 1912 uraufgeführt. Seitdem wurde das Stück auf unzähligen
Bühnen gezeigt. Allein in Berlin lief das Stück über 1000 Mal. Am
Broadway wurde „Die spanische Fliege“ ein halbes Jahr lang
aufgeführt und bislang in 25 Sprachen übersetzt.
Nach zwei weiteren erfolgreichen Theateraufführungen “Weekend im
Paradies" (2017) und “Zu früh getraut" (2018) musste die geplante
Saison "Die Leiche im Schrank" (2019) wegen einem tragischen
Verkehrsunfall abgesagt werden. Die Aufführung sollte nach 2020
verschoben werden. Doch dann kam die Corona-Pandemie (COVID 19).
Sämtliche Veranstaltungen ab März 2020 mussten abgesagt werden. Es
galten Verbote für öffentliche Veranstaltungen und private Treffen.
Abstandsregelungen, Maskenpflicht usw. Es galten die AHA + L Regeln.
Mitte 2021 gab es Lockerungen, aufgrund der unklaren Lage und
Weiterentwicklung der Pandemie wurde jedoch auch die Saison 2021
abgesagt. Bleibt zu hoffen, dass im Jahr 2022, im Jahr des 100
jährigen Jubiläums, die Pandemie besiegt wird.